Montag, 8. Juli 2019

Monat 7 - Temiandu

Sich für die Verspätung zu entschuldigen, bringt glaube ich wenig, aber falls doch noch jemand hier vorbeischaut: Ich habe beschlossen, diesen Blog hier doch noch zu vervollständigen, bzw. es zumindest zu versuchen. Die Motivation, sich hinzusetzen, und einen Post zu schreiben, fehlte in den letzten Monaten leider, obwohl ich den Großteil von diesem schon im Juni 2018 verfasst habe. Allerdings freut man sich ja hinterher doch irgendwie über das Ergebnis und das macht es es wert, sich wieder hinzusetzen und zu schreiben, auch wenn es eineinhalb Jahre zuspät kommt.

Der Februar war emotional gesehen ein ziemliches Auf und Ab. Wir haben viel gefeiert und es gab viele schöne Momente, aber es war auch der Monat in dem man sich bewusst wurde, dass ein ganzes Jahr in einer fremden Familie und Kultur doch echt lang ist. Dass auch sieben Monate unter demselben Dach nicht reichen, um eine Familie komplett zu verstehen und dass gerade das Denken, man wäre doch mittlerweile lang genug da, nicht dazu beiträgt, dass Sachen besser werden. Damit das jetzt niemand falsch versteht - ich habe die beste Gastfamilie, die man sich wünschen kann und gerade jetzt, wo ich diesen Eintrag schreibe, verstehen wir uns besser als je zuvor, aber gerade im Februar ist mir dann doch (und vielleicht das erste Mal so richtig) bewusst geworden, wie groß die Unterschiede zwischen deutscher und paraguayischer Familienkultur wirklich sind. Was ich außerdem über mich gelernt habe, ist, dass es mir immer noch unglaublich schwer fällt, Probleme offen anzusprechen, aus Angst, jemandem etwas zu unterstellen oder ihn gar zu verletzen (was sehr paraguayisch ist, aber nicht unbedingt zur Lösungsfindung beiträgt) und dass es wirklich keine Schande ist, bei solchen Dingen Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Zum Glück gibt es aber die von AFS gestellten Ansprechpartner, und zu dritt haben wir die Missverständnisse dann in den Griff bekommen und seitdem ist wieder alles gut.  

So, nach dieser emotionalen Episode nun zu dem, was im Februar passiert ist:
Angefangen haben wir mit dem Geburtstag meiner Gastmutter, gefolgt von dem meiner Gastschwester, die wir natürlich gebührend gefeiert haben. Auch mein kleiner Gastcousin hatte Geburtstag, sodass wir wieder ein schönes Wochenende in Caacupé verbringen konnten.

Unser Hotel in Asunción
Mitte Februar kam dann das zweite von AFS organisierte Seminar auf uns zu - das Mid-Stay-Camp. Entgegen meiner (wahrscheinlich etwas pessimistischen) Erwartung war das Camp absolut super, die Einheiten über Werte und paraguayische Kultur haben geholfen, Vieles aus den letzten Monaten noch einmal richtig einordnen zu können und es hat unglaublich geholfen, sich nochmal mit den Mitfreiwilligen aussprechen und austauschen zu können, und vor allem dabei zu merken, dass wir alle völlig unterschiedliche Jahre, aber trotzdem ziemlich gleiche Schwierigkeiten erleben.


Luque
Auf dem Weg zum Seminar habe ich dann wieder gemerkt, warum das Allzweckschuhwerk eines Paraguayers immer Flipflops sind... Egal ob Matsch, Regen oder Sonnenschein. Auf dem Weg dahin hat es nämlich angefangen zu schütten, und während man in Deutschland tranquilamente seinen Regenschirm auspacken und weiter seines Wegs gehen kann, verwandeln sich aufgrund fehlender Abwassersysteme die Straßen innerhalb weniger Minuten in fließende Bäche. Da wird das Straße-Überqueren schon zu einer Herausforderung. Dementsprechend bis auf die Unterwäsche durchnässt sind wir dann auch alle im Hotel des Seminars angekommen.
Am letzten Seminartag haben wir noch einen Ausflug durch die Nachbarstädte Asuncións, Luque, Areguá und San Bernadino gemacht.

Gruppenbild auf dem Cerro Koi, einer Gesteinsformation, die es sonst auf der Welt nur noch in Neuseeland und an einem anderen Ort gibt
Ausblick vom Hügel, auf dem die Kirche in Areguá steht

Im Februar ist nicht nur in Deutschland Rosenmontag, auch in Paraguay wird carnaval gefeiert. Ursprünglich kommt das Spektakel aus Río de Janeiro, wird aber auch von zahlreichen Institutionen hier in Paraguay als Anlass genommen, ein bisschen zu feiern. Meine älteste Gastschwester hat mich glücklicherweise dazu überredet, bei dem unseres Sportclubs mitzumachen. Zusammen mit den Seniorinnen aus der Zumba-Sparte haben wir dann einen Piratentanz aufgeführt. Bei den Proben habe ich auch meine erste richtige gleichaltrige Freundin hier in Paraguay kennengelernt. Dadurch, dass ich den Großteil des Tages arbeite und den Rest mit meiner Gastfamilie verbringe, stellt sich der Kontakt zu Gleichaltrigen relativ schwierig dar. Meine Gastschwestern haben mich aber auch sehr gut in ihren Freundeskreis integriert, was auch sehr schön ist. Trotzdem ist es schön, zu wissen, dass ich auch noch allein in der Lage bin, Menschen kennenzulernen ;). 


Das letzte Highlight, von dem ich in diesem Post erzähle, ist unser Besuch bei der Messe (misa) in Caacupé. Angefangen mit einem traumhaften Sonnenaufgang auf der Hinfahrt (bei Gottesdienstbeginn um acht Uhr und zwei Studen Fahrzeit muss man früh aufstehen), war auch der Gottesdienst selbst ein wunderschönes Erlebnis. Es wurde viel gesungen, gepredigt und für die kleinen Besucher gab es ein Bastelprogramm nebenbei.

el amanecer

Das Bastelprojekt des kleinen Jungen vor uns




Dienstag, 10. April 2018

Monat 6 - Jeguata

Sonnenuntergang über den Außenbezirken von Buenos Aires
Sooo... mit großen Schritten nähern wir uns der Aktualität. Hier kommt der Januar! Der stand ganz im Zeichen des Reisens (jeguata auf Guaraní):

Kaum aus Fram wieder zurück, ging es für mich schon auf den nächsten Wochenendtrip. Das AFS-Komitee aus Asunción hatte für Freiwillige, Austauschschüler sowie deren Gastfamilienmitglieder einen Ausflug zur "Fiesta hawaiana" in Pilar angeboten. Mit einer ziemlich großen Gruppe machten wir uns also auf den Weg, aber da wir uns alle viel zu erzählen hatten und es zudem sehr spannend war, die anderen Austauschschüler aus Kanada, Italien, den Niederlanden, Belgien und den USA noch ein bisschen besser kennenzulernen, verging die sechstündige Busfahrt sehr schnell.
Trotz der Tatsache, dass wir eigentlich fast nur unterwegs waren, habe ich mir an diesem Tag den ersten richtigen Sonnenbrand geholt - was aber dafür, dass ich schon sechs Monate hier bin, eine ziemlich gute Quote ist, finde ich zumindest.

Gruppenbild vor typischer Landschaft




Die Fiesta hawaiana war zwar bis auf zwei Hula-Tänzerinnen und einer Unmenge an verkauften Blumenkettchen gar nicht so hawaianisch, aber hat trotzdem Spaß gemacht. Die Organisation des Festes habe ich aber doch spätestens ab dem Punkt in Frage gestellt, ab dem wir relativ dringend nach Hause mussten, es aber in ganz Pilar um Mitternacht nicht ein Taxi aufzufinden war und wir so lange Autos anhalten mussten, bis uns ein freundlicher junger Mann, dem ich bis heute unglaublich dankbar bin, auf seiner Mofa zum Haus gefahren hat.

Platz im Zentrum von Buenos Aires
Mitte Januar sind wir mit meiner Gastmama und zwei Gastschwestern nach Buenos Aires geflogen. Der ursprüngliche Grund der Reise war ein Arztbesuch meiner kleinen Gastschwester. Die Arztversorgung in Asunción ist zwar verhältnismäßig gut, jedoch mangelt es gerade bei nicht ganz typischen Krankheiten an Spezialisten, sodass die Familien, die es sich leisten können, für diese Art Arztbesuche nach Argentinien reisen. Mit Flug, Unterkunft und Arztkosten kommen da schon ordentlich Kosten zusammen, die man, wenn man Pech hat, mehrmals im Jahr aufbringen muss. Eine Woche vor uns ist schon meine große Gastschwester zu ihrem Arzt nach Buenos Aires gereist.
Es sind solche Situationen, die mich auf der einen Seite sehr traurig und wütend machen, dass so etwas nötig ist und den Menschen im eigenen Land nicht die nötige ärztliche Versorgung gewährleistet werden kann. Auf der anderen Seite lassen sie mich sehr dankbar dafür sein, dass in Deutschland Krankheiten meistens problemlos behandelt werden können, mich fast überall im Notfall ein Krankenwagen abholen könnte, und es selbstverständlich ist, eine Krankenversicherung zu besitzen.

Jedenfalls bin ich sehr froh, dass meine Gastfamilie mich mitgenommen hat und ich so die Möglichkeit hatte, auch die Hauptstadt Argentiniens einmal kennenzulernen. Einen Tag haben wir uns das Zentrum von Buenos Aires angeschaut.

Das "Wahrzeichen" Buenos Aires' - Buchsbaumbuchstaben und Obelisk
Nach fünf Tagen ging es wieder nach Hause - gerade noch rechtzeitig, da ich mir am letzten Tag eine ordentliche Magen-Darm-Infektion eingefangen hatte. Der Rückflug war dementsprechend bescheiden, aber letzendlich sind wir wieder gut gelandet und nach einer Woche ging es mir auch schon wieder gut. 

Ansonsten habe ich in Asunción zusammen mit meiner Ansprechpartnerin von AFS ein Literaturcafé entdeckt,

El Café Literario
Sonnenuntergang über dem Pool des Sportclubs
 und mit Zumba angefangen. In Asunción gibt es viele Sportclubs, mehr oder wenig große Anlagen, in denen man nach Anmeldung alle möglichen Arten von Sport machen kann. Der, wo ich jetzt Zumba mache, ist riesengroß und bietet von Schwimmen über Tennis bis Rollschuhlaufen eigentlich alles an. Es gibt sogar ein Badmintonfeld. Außerdem hat der Club Internacional de Tenis ein extra Programm für Austauschschüler, die die Aktivitäten kostenlos nutzen können, wenn ein Gastfamilienmitglied schon Mitglied des Clubs ist.
Und auch wenn ich mich an lateinamerikanische Hüftschwünge noch gewöhnen muss, macht es riesig viel Spaß, noch einen weiteren neuen Sport auszuprobieren. 





Freitag, 2. März 2018

¡Felices Fiestas!



Vy'apavē Arareñóire - nachträglich noch fröhliche Weihnachten und ein erfülltes Jahr 2018! 
Weihnachten ist ja auch immer die Zeit, einmal Danke zu sagen und deshalb möchte ich mich nochmal bei allen Spenderinnen und Spendern bedanken, die mir Dank finanzieller Unterstützung dieses Jahr überhaupt ermöglicht haben. 

Weihnachten wollten wir ursprünglich bei meiner Gasttante in Ñemby, etwa 15km von Asunción weg, verbringen, aus Platzmangel haben wir die Feierlichkeiten dann aber doch zu uns nach Hause verlagert. Den Tag des 24.12. haben wir also damit verbracht, Unmengen an Essen zuzubereiten, nachdem wir am Tag davor alles eingekauft und ich die ersten Weihnachtslieder dieses Jahres im Supermarktradio gehört habe.

Mein Beitrag bestand aus torta de queso, Käsekuchen, was jetzt zwar kein typisches Weihnachtsgebäck ist, aber trotzdem etwas, was in meiner Familie sehr mit Deutschland in Verbindung gebracht wird. Zutatenmäßig musste ich ein bisschen improvisieren, Quark scheint eine wirklich nur in Deutschland vorhandene Zutat zu sein und Gries war auch nicht zu finden, aber Schmand (sogar mit deutscher Packungsbeschriftung), kann man im Supermarkt kaufen.


Insgesamt gibt es hier von Backmischungen über Studentenfutter bis Ritter Sport Schokolade relativ viele deutsche Sachen auch zu kaufen - nur eben entsprechend teuer. Ich habe sogar letztens eine Deutsche Bäckerei entdeckt. Da gab es BROT, das war richtig toll.
Letztens war ich mit einem Mitfreiwilligen in einem "German Outlet Shop"... Der bestand aber leider wirklich nur aus meterweise Bierregalen, einer Fleischtheke und ein paar Gläsern Penny-Gewürzgurken, da muss sich auch niemand mehr wundern, woher die ganzen Vorurteile kommen. Bis jetzt bekam ich auch auf jeder Geburtstagsfeier ein erstauntes "Wie, du bist Deutsche und trinkst kein Bier?!" zu hören, aber es soll ja bekanntlich auch Paraguayer geben, die keinen Tereré trinken. 

Jetzt aber zurück zu Weihnachten. Heiligabend haben sich Tanten, Onkel, Grosseltern und eine befreundete Familie bei uns eingefunden. Zusammen haben wir draussen unter dem Vordach Tische und Stühle aufgebaut, Luftballons und Lichterketten angebracht, Musik angemacht (allerdings keine Weihnachtslieder) und später zusammen gegessen.

Um Mitternacht haben wir uns alle umarmt, "Feliz Navidad" gewünscht und haben das Feuerwerk der Nachbarn bestaunt, allerdings von unter dem Vordach aus, da einige Leute auch mit Pistolen in die Luft schiessen, um Weihnachten bzw, später auch das neue Jahr willkommen zu heissen. 
Einer meiner Gastonkel hat eine DVD mit Musik zusammengestellt, die wir dann noch gehört haben - es waren diesmal auch zwei Weihnachtslieder dabei. Bei einigen Musikvideos blinkte oben in der linken Ecke ein kleines ZDF-Logo - da musste ich doch ein wenig schmunzeln. Anders als in Deutschland wird hier zu Weihnachten nichts verschenkt, was ich aber auch nicht wirklich vermisst habe.

Gruppenbild
In Paraguay ist ausschließlich der 25.12. Weihnachtsfeiertag, den wir mit der Familie schlafend und essend zu Hause verbracht haben, nachdem wir morgens alle zusammen mit dem Auto durch die Stadt gefahren sind, um am Strassenrand eine Zeitung zu kaufen. An diesem Tag habe ich den Familientrubel und die Feierlichkeiten aus Deutschland doch sehr vermisst. Wir haben aber mit meiner deutschen und paraguayischen Familie zusammen geskypt, was trotz Sprach- und Internetproblemen sehr schön war. Außerdem war mein Gastvater an diesem Tag zu Hause, sodass wir den Tag tatsächlich als komplette Familie verbracht haben.
Was mich an Heiligabend dagegen überrascht hat, war, dass selbst einige langjährige Ehepaare diesen Tag getrennt von einander verbringen, da jeder seine respektive Familie besucht. 

Zu Silvester haben wir mit meinen drei Gastschwestern und meiner Gastmutter sowie der Familie, die schon Weihnachten bei uns war, einen kurztrip nach Encarnación unternommen, einer Stadt im Süden Paraguays, etwa 350 km bzw. sechs Stunden Autofahrt entfernt. In einem, wie ich fand, ziemlich schicken Hotel mit Findet Nemo-gestaltetem Zimmer haben wir dann eine Nacht verbracht, morgens sehr ausgiebig gefrühstückt und sind anschließend wieder mal ordentlich Essen einkaufen gegangen.

Sonnenuntergang über den Dächern von Encarnación
Den Rest des Tages sowie das Neujahrsfest haben wir dann bei einer befreundeten Familie in Fram, etwa 30km von Encarnación entfernt, verbracht. Die Stadt selbst ist total ruhig, wo mir, wie auch bei den Wochenenden in Carapeguá wieder bewusst geworden ist, dass ich es doch vermisse, morgens aufzustehen und mal kein lautes Gehupe, Kindergeschrei, kläffende Hunde oder "Chipa so'o, chipa almidón" aus einem Autolautsprecher zu hören, sondern einfach mal nur Vogelgezwitscher.


Das asado von Silvester

Früchte gab es auch
Entsprechend ruhig haben wir auch Silvester verbracht, wieder tagsüber gekocht, Fernsehen geschaut und geschlafen. Abends um kurz nach acht dann kurz mit meinen Eltern in Deutschland telefoniert, wieder mit der halben Familie, um ein frohes Neues zu wünschen, sich etwas Weißes angezogen (Weihnachten wird dagegen in rot gefeiert) und draußen auf Mitternacht gewartet. Als es dann soweit war, haben wir uns wieder umarmt und Feliz Año Nuevo gewünscht. (Dass ich so betone, dass sich umarmt wird, liegt daran, dass das, was in Deutschland eine Umarmung ist, hier zwei Küsschen auf die Wange sind und umgekehrt, dementsprechend selten wird sich bei mir in der Familie umarmt (mit Ausnahme meiner kleinen Gastschwester, die macht das zum Glück sehr häufig), was mir manchmal sehr fehlt, wenn es dann aber doch passiert, das Gefühl gibt, wirklich Teil der Familie zu sein.


Im Gegensatz zu Weihnachten haben wir dieses Mal auch selbst ein paar Raketen angezündet, für die Kinder gab es Wunderkerzen und Knallerbsen.
Später saßen wir noch mit Getränken zusammen und haben gequatscht - gegen zwei Uhr morgens bin ich dann aber auch ins Bett gegangen, es gab aber auch Leute, die noch bis sechs Uhr morgens draußen gesessen haben und am nächsten Tag dementsprechend müde waren.

Feuerwerk mit Palmen

Freitag, 26. Januar 2018

Monat 4 und 5

Erstmal eine Entschuldigung für die lange Schreibpause - hier der Artikel zu November und Dezember, der Eintrag über die Feiertage sowie den Januar sind aber auch schon in Arbeit.

Der November war relativ unspektakulär, ich war im Theater, zum ersten Mal in Paraguay in einer Disco, aber gerade in der Vorweihnachtszeit ist dann doch relativ viel passiert.

Traditionell beginnt die Weihnachtszeit hier erst am 09.12., manche Familien schmücken aber auch schon vorher ihre Häuser mit bunten Lichtern.

Am 08.12. ist nämlich der Feiertag Día de la Virgen de Caacupé (Tag der heiligen Jungfrau von Caacupé), der abgewartet wird, bevor dann die Weihnachtsvorbereitungen beginnen.

"Ka'a kupe" ist Guaraní und bedeutet soviel wie "hinter dem Baum". Dies geht auf eine Legende zurück, in der ein junger Mann in einem Wald von Jägern verfolgt wird. In seiner Not fleht er die heilige Jungfrau um Hilfe an, die sich hinter einem Baum versteckt hat - nur weil der junge Mann an sie glaubt, kann er sie sehen und sie ihm helfen.
Die Basilica von Caacupé
(Foto: Johanna)
Gerade in meiner Gastfamilie wird dieser Jungfrau eine sehr große Bedeutung beigemessen, insgesamt bedeutet diese Heilige in Paraguay und besonders in der Stadt Caacupé sehr viel. Fast einen Monat vorher mussten wir unsere Besuche in Caacupé, die wir sonst immer mit der Arbeit machen, einstellen, da die Menschenmassen, die sich zu dieser Zeit in der Stadt versammeln, einfach viel zu groß sind, um bis zum Centro Tecnológico zu kommen.
Bereits neun Tage vor dem 08.12. beginnt die novena der Virgen, indem täglich um 07.00 Uhr vor der Basilica in Caacupé eine Messe gelesen wird, die wir zu Hause beim Frühstück im Fernsehen mitverfolgt haben.
Am 08.12. (aufgrund des Menschenandrangs machen viele Leute es aber auch einfach ein paar Tage vor- oder nachher) pilgert man dann traditionell zu Fuß nach Caacupé. Mit vier Mitfreiwilligen haben wir das mitgemacht und es war auf jeden Fall eines der schönsten Erlebnisse meines Freiwilligendienstes bisher. Gestartet sind wir etwa um 00.30 Uhr nachts und sind pünktlich um 07.00 Uhr vor der Kirche angekommen. Tagsüber unterwegs zu sein wäre aufgrund der Sonne und der Temperaturen einfach nicht möglich, allerdings gibt es auch Leute, die das machen. Und obwohl es ziemlich anstrengend war, ist es einfach unglaublich beflügelnd, sich an der Seite von hunderten Menschen auf so einen Weg machen, zu hören, wie Kirchengruppen unterwegs singen, die unzähligen Chipa- und Essensstände am Wegesrand zu sehen und dann zum Sonnenaufgang die Hügel vor Caacupé zu erklimmen. Zum Feiertag wurden sogar extra die Hauptstraßen gesperrt, sodass man den ganzen Weg ganz bequem auf der Straße laufen konnte.

Unterwegs
Foto: Johanna

Angekommen!
(Foto:Thorge)

Man hatte wirklich das Gefühl, die Gesamtbevölkerung Paraguays befand sich an diesem Tag in Caacupé
(Foto: Johanna)


Pünktlich am 09. haben wir dann mit der Familie den Weihnachtsbaum aus Plastik aufgestellt und ganz in weiß und silber, aber mit bunter Lichterkette geschmückt... und den Swimmingpool aufgebaut. Das war definitv das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese beiden Sachen am selben Tag gemacht habe.

Árbol de Navidad

Santiago Peña und Mario "Marito" Abdo
(Foto: lanacion.com.py)
Am 19.12. waren die elecciones internas (Präsidentschaftsvorwahlen) der zwei großen Parteien Paraguays. Bei der Colorado-Partei hat sich meine anfängliche Prognose (von der ich aufgrund dessen, was in den Medien berichtet wurde und ich in Gesprächen gehört habe, auch voll überzeugt war, bis dann die Ergebnisse bekannt geworden sind), als falsch herausgestellt. Santiago Peña, der Kandidat des noch-Präsidenten Horacio Cartes, der vor allem von der jungen Bevölkerung unterstützt wurde, hat sich nicht durchgesetzt. Stattdessen gewonnen hat Mario Abdo ("Marito"), der im Vorwahlkampf die konservativere Seite vertreten hat und eher von der älteren Generation unterstützt wurde. Paraguay wurde über dreißig Jahre lang (1954 - 1989) von Alfredo Stroessner in einer Diktatur regiert. Mario Abdo ist der Sohn des ehemaligen Staatssekretärs und damit engstem Vertrauten Stroessners, weshalb unter vielen Abdo-Kritikern die Angst herrscht, Mario Abdo würde als möglicher Präsident die Ideologie seines Vaters wieder durchzusetzen versuchen, was auch dadurch verstärkt wird, dass Abdo sich nie öffentlich von Taten und Ideologie seines Vaters distanziert hat. 
Das Problem ist, dass der Kandidat der Liberalen auch keine vernünftige Alternative darstellt. Zwar vertritt er eine andere Grundeinstellung, steht aber immernoch keine zufriedenstellende Übersicht gegeben, was er als Präsident denn wirklich verändern würde.  
Im April wird dann gewählt - es bleibt also spannend.

Mittwoch, 15. November 2017

Monat 3 - Tekove paraguaya

Blick aus dem Küchenfenster nach einem Gewitter

Das erste Viertel meines Freiwilligendienstes ist schon vorbei - aus diesem Grund möchte ich euch das tekove paraguaya, vida paraguaya oder einfach Alltagsleben Paraguays ein bisschen näher vorstellen.
Fernab habe ich unter "Mein Projekt"  auch die Informationen über meine Arbeit ein bisschen aktualisiert.

Mein Tagesablauf sieht in etwa so aus:
Um 5.45 Uhr stehe ich auf, um erst zu duschen und dann - meistens allein - zu frühstücken. Ab und zu leisten mir mein Cousin oder die empleada (Haushaltshilfe) Gesellschaft. 
Gerade dadurch, dass ich unter der Woche oft allein esse, ist mir aufgefallen, wie wichtig es mir ist, mit Menschen zusammen zu essen, weshalb ich die gemeinsamen Essen am Wochenende um so schöner finde.

Seit wir nach eineinhalb Monaten auch mal rausgefunden haben, das mein Gastvater auf seinem Weg zur Arbeit ziemlich genau an meinem Büro vorbeifährt, fährt er mich morgens zur Arbeit. Auf diese Weise habe ich auch die Möglichkeit, ein bisschen Zeit mit meinem Gastvater zu verbringen, was sonst aufgrund der Tatsache, dass er erst nach Hause kommt, wenn alle schlafen und auch das ganze Wochenende arbeitet, nur ziemlich beschränkt möglich ist. Auf dem Weg setzen wir noch meine kleine Schwester an ihrer Schule ab.

Mittlerweile habe ich mich an die Verkehrssituation Asuncións gewöhnt, aber chaotisch ist immer noch untertrieben, um sie zu beschreiben. Um bei der Vielzahl von Autos möglichst schnell an sein Ziel zu gelangen, scheint es vor allem zwei Dinge zu benötigen: Gaspedal und Hupe. Rote Ampeln stellen zumindest tagsüber das einzige wirkliche Haltesignal dar, wenn der Verkehr nicht gerade von Polizisten geregelt wird, was vor allem zur Rushhour morgens und nachmittags der Fall ist. Ansonsten passen hier auf zweispurigen Fahrbahnen auch gerne mal drei Autos nebeneinander; wenn die Gegenfahrbahn frei ist, weichen die Autos auch darauf aus. Mein Gastvater fährt auch gerne mal einen halben Kilometer auf der gestrichelten Linie zwischen zwei Spuren, wenn es nötig ist. Offiziell gilt auch hier die Vorfahrtsregel rechts vor links, in der Realität wird aber gerne sehr schnell auf eine Kreuzung zugefahren, einmal kurz laut- und gelichthupt und durchgefahren. Als Fußgänger hat man in diesem Verkehr eher schlechte Karten, sodass es jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis ist, heile über die Straße zu kommen. Es gibt aber auch nette Autofahrer, die mich schon ab und zu durchgelassen haben.

Ein colectivo von innen -
mal nicht ganz so gefüllt
Um nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr nach Hause zu kommen, nehme ich einen Bus, einen colectivo. Die gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen - mit Klimaanlage "con aire" und ohne "sin aire". Eine Fahrt kostet 2.000 Guaranies (entspricht etwas mehr als dreissig Cent) ohne Klimaanlage, in den etwas moderneren Bussen mit Klimatisierung zahlt man 3.300 Guaranies, also auch nicht viel mehr. Gerade morgens und nachmittags sind die Busse super voll, aber wenn man ein bisschen ausserhalb der Stosszeiten fährt, steigen manchmal Straßenverkäufer ein und man kann unterwegs noch Süssigkeiten, chipa (eine Art Käsebrot), Obst oder etwas zu trinken kaufen. Gerade, wenn sich der Verkehr an den Ampeln staut, laufen die Verkäufer auch zwischen den Autos hindurch und verkaufen ihre Ware. Zweimal hatte ich es bis jetzt ausserdem, dass Leute mit Gitarren und Minilautsprechern eingestiegen sind und man so den Weg nach Hause mit einem Gratiskonzert verbringen konnte. Je nach Verkehr dauert mein Weg nach Hause zwischen 30 Minuten und 1 1/2 Stunden.
Mittlerweile wird in Asunción auch mit Haltestellen gearbeitet, je weiter man sich jedoch vom Zentrum entfernt, desto seltener gibt es welche. Was ich am Anfang super kompliziert fand, hat sich mittlerweile als sehr praktisch und bequem herausgestellt, da man quasi zu jedem Zeitpunkt aus- und auch vom Strassenrand wieder einsteigen kann (was zwar nicht gerade zu einem ruhigen Fahrstil des Busfahrers beiträgt, aber das ist eine andere Geschichte). Insgesamt ist das Busnetz aber sehr gut ausgebaut, sodass man per colectivo fast überall problemlos hinkommt. 

Ein colectivo an der Haltestelle vor meiner Arbeit
Zu Hause angekommen esse ich meist etwas (das Kaffeetrinken heißt hier merienda) und schaue dann entweder mit meiner Gastschwester und meiner Cousine eine kolumbianische Serie (die paraguayische Film- und Fernsehindustrie ist nicht groß - paraguayische Programme gibt es zwar, jedoch keine Serien, sodass hier auf die übrigen spanischsprachigen Länder zurückgegriffen wird, es gibt z. B. auch viele argentinische Fernsehprogramme), wir gehen spazieren, ich kümmere mich um meine kleine Gastschwester oder helfe im Haushalt, je nachdem, was gerade so anliegt. 
Seit etwa einem Monat habe ich radikal die Sportart gewechselt und spiele in der Mannschaft meiner ältesten Gastschwester an ihrer Uni Fussball - trotz sehr eingeschränkter Fähigkeiten meinerseits hat mich das Team sehr lieb aufgenommen und mir macht es sehr viel Spass, zu spielen. Am Wochenende spielen wir zudem manchmal mit einer der Freundinnen meiner ältesten Gastschwester Tennis.

Ausserdem kommen an den Wochenenden meist Familienmitglieder zu Besuch oder wir fahren zu Familienfreunden, um etwas zu essen. Generell grillen wir ziemlich oft (mindestens einmal die Woche, entweder, weil es etwas zu feiern gibt, ansonsten aber auch ohne besonderen Anlass), ich bin dessen aber noch keineswegs müde geworden. 

Letzte Woche waren wir mit Kommilitonen meiner Schwester und der ganzen Familie im Stadion und haben das classico, das Fussballspiel zwischen den zwei grössten rivalisierenden Vereinen Asuncións, Olimpia und Cerro Porteño, angeschaut. Anders als in Deutschland wird hier zu den Spielen leche getrunken, was aber keine Milch, sondern alkoholfreies Bier ist. Was in Deutschland die Stadionbratwurst ist, sind hier die chipas, die während und nach dem Spiel sowie in der Halbzeitpause verkauft werden, es gibt aber auch HotDogs, Hamburger und Süssigkeiten.
Die Fussballmannschaften beim Aufwärmen
Auch gerade weil es das classico war, herrschte im Stadion eine super Stimmung, es gab quasi keine Minute, in der nicht eine oder beide Mannschaften angefeuert wurden und auch der Torjubel kommt einem ohne laute Hintergrundmusik aus Lautsprechern viel emotionaler vor. Anders als ich es aus Deutschland kenne, wurden bei diesem Spiel lediglich die Auswechslungen über Lautsprecher bekanntgegeben und nach dem Spiel etwas Musik gespielt - das grosse Drumherum mit Stadionsprecher etc. gab es nicht, was mich aber auch nicht gestört hat .

Vor dem Spiel: Links unten sieht man einen Chipaverkäufer und unten in der Mitte werden Softdrinks verkauft

Zum Abschluss noch eine Korrektur des letzten Blogposts: Santiago Peña ist noch nicht der offizielle Präsidentschaftskandidat der Colorado-Partei, sondern nur einer der möglichen (aber definitiv derjenige mit der meisten Werbepräsenz, auch dadurch, dass er vom jetzigen Präsidenten unterstützt wird). Im Dezember diesen Jahres finden erst die parteiinternen Vorwahlen statt; der Gewinner darf dann bei der Präsidentschaftswahl im April 2018 antreten. 

Asunción von der Costanera aus


Dienstag, 10. Oktober 2017

Monat 2 - Mba'eichapa Paraguay


Luna paraguaya - wie man hier ganz gut sieht, wandert die Mondsichel hier nicht von rechts nach links, sondern von oben nach unten

Da ist schon wieder ein Monat rum... Ein Monat gefüllt mit sehr viel Nachdenken und dem Alltagswahnsinn, der sich so ergibt, wenn man sich an das Leben in einem neuen Land mit einer neuen Kultur gewöhnt. 

Was gibt's also Neues?
Meine Straße
Ich habe mich weiterhin gut eingelebt, auf der Arbeit bekomme ich jetzt nach und nach mehr Aufgaben, was mich sehr freut.
So langsam hat sich auch so etwas wie Alltag eingestellt und gerade in den letzten Tagen hatte ich öfter das Gefühl, mich auch hier zu Hause zu fühlen.
Passend dazu hier ein Blick auf die Straße vor unserem Haus:

Mein Spanisch hat sich weiterhin sehr verbessert, bis auf einzelne Wörter oder Phrasen verstehe ich mittlerweile alles, und vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem Arbeitskollegen fast eine Stunde lang über deutsche Geschichte und Wahlsysteme unterhalten, so schlecht kann es also nicht sein ;).

Apropos Wahlen... Der Versuch, von Paraguay aus per Briefwahl an der Bundestagswahl teilzunehmen ist leider daran gescheitert, dass die Wahlunterlagen erst am Montag nach der Bundestagswahl hier ankamen. Mit einer Versandzeit von sechs Wochen von Post aus Deutschland muss man also auf jeden Fall rechnen, aber immerhin kommt die Post überhaupt an.
An dieser Stelle an alle, die sich Postkarten gewünscht haben: Ich arbeite dran, habe aber bis jetzt weder eine Postkarte noch einen öffentlichen Briefkasten gesehen, ihr müsst euch also noch ein bisschen gedulden.

Wahl-"Graffiti"
Hier in Paraguay sind im April nächsten Jahres Wahlen, wo sowohl der Präsident, also auch der Senat und die Governeure der "Bundesländer" neu gewählt werden. Interessant finde ich, dass es hier nur wenige für uns klassische Wahlplakate gibt, sondern Namen der Kandidaten auf Mauern und Hauswände gemalt werden.
Die grösste Partei Paraguays nennt sich "Asociación Nacional Republicana" bzw. Colorado (abgeleitet von der roten Farbe), ihr entstammt auch der jetzige President Horacio Cartes. Laut meinem Gastvater gab es in den letzten 70 Jahren nur einen Präsidenten, der nicht colorado war, und der wurde vorzeitig abgesetzt. Der neue Kandidat, Santiago Peña, wird wohl auch wieder gewinnen.Die zweitgrößte Partei sind die Liberalen, allerdings ist mir zumindest noch kein einziges Plakat von ihnen aufgefallen und auch die Werbespots im Fernsehen, die ich bis jetzt gesehen habe, machen alle Werbung für Peña.

Mit meiner Familie läuft weiterhin alles super. Seit etwa einer Woche sind wir nun zu Hause zu neunt, da meine Mutter statt der Frau, die sonst dreimal die Woche zum Putzen kam, nun eine Haushaltshilfe angestellt hat, die auch fest bei uns wohnt -  was in Paraguay aber durchaus nicht untypisch ist. Da diese aber auch erst 20 Jahre alt ist, ist sie für mich quasi wie eine weitere Schwester. Außerdem kommen gerade am Wochenende regelmäßig Tanten, Onkel oder Familienfreunde zu Besuch, sodass eine Person mehr fast gar nicht auffällt.

Hof meiner Gastgroßeltern
Bei so einer großen Familie gibt es natürlich reichlich Geburtstage - im September wurde meine Gastgroßtante 80, es gab asado (also Gegrilltes, wie bis jetzt zu jedem Geburtstag außer einem, auf dem ich war), zum Nachtisch Kuchen und ein Feuerwerk. Zum 76. Geburtstag meines Gastopas sind wir nach Villarrica, einer Stadt etwa drei Stunden von Asunción entfernt, gefahren. Villarrica ist landschaftlich sehr schön mit viel grüner Natur - und auf dem Weg mussten wir auf der Straße sogar ein paar Male einer Kuh ausweichen.



Herd draußen bei meinen Gastgroßeltern (es gibt aber drinnen auch noch eine ganz normale Küche)

Landschaft bei Villarrica

Día de las empanadas
Am vierten Oktober war hier offizieller "día de las empanadas" (Empanada-Tag), weshalb ich mit meiner Gastcousine und meinem Gastcousin, die auch mit im Haus wohnen, natürlich Empanadas essen war. Empanadas sind im Prinzip gefüllte Teigtaschen, zum Beispiel mit carne (Hackfleisch), pollo katupiri (Hühnchen mit einem Käse) oder auch vegetarisch mit Mais oder Käse. Die untere empanada auf dem Bild ist eine sogenannte "Mbejunada", eine Mischung aus empanada und mbeju, einer paraguayischen Teigspezialität aus Mehl, Stärke und Käse - ebenfalls sehr lecker.

Mangobaum
Worauf ich mich essenstechnisch auch schon sehr freue, ist die Mangozeit. Was in Deutschland die Apfelbäume am Strassenrand und in den Gärten sind, sind hier Mangobäume. Im Moment sind die Früchte noch grün und nicht essbar, aber im Sommer kann dann geerntet werden.
Am ersten Oktober wurden hier zumindest schonmal die Uhren auf Sommerzeit gestellt - die Zeitverschiebung nach Deutschland beträgt jetzt also nur noch fünf Studen; wenn in Deutschland auf Winterzeit umgestellt wird, nur noch vier.


Juegos Universitarios
Und zum Abschluss noch eine kleine Geschichte aus dem paraguayischen Studentenleben: Letztes Wochenende war ich mit meiner Gastschwester bei den "Juegos Universitarios" - eine Art Wettkampf aller Fakultäten der Universidad Nacional de Asunción, wo sie studiert. Hierzu haben wir uns erst auf einem Sportplatz getroffen, um einem Fussballturnier der 16 (!) Herrenfußballmannschaften ihrer Fakultät Ingenieurswesen zuzuschauen.Anschließend sind wir per Autokorso mit Luftballons und Fahnen zu einem Sportcenter gefahren, in dem die Veranstaltung stattfinden sollte. Nach ziemlich langer Warterei wurden zunächst die "Königinnen" jeder Fakultät präsentiert; das eigentliche Event bestand dann aus einem Tanzwettberwerb der Tanzmannschaften jeder Fakultät. Ich habe mich trotz des ohrenbetäubenden Lärms sehr gefreut, dass ich das miterleben durfte.

P.S. Mit "mba'eichapa" begrüßt man sich auf Guaraní. 







Donnerstag, 14. September 2017

Monat 1 - Jaha Paraguaype

Paraguay von oben
Wolken über Deutschland
 Jaha Paraguaype! - "Auf geht's nach Paraguay" in der zweiten offiziellen Landessprache Guaraní - hieß es Anfang August. Seit knapp fünf Wochen bin ich jetzt für meinen weltwärts-Freiwilligendienst in der Hauptstadt  Asunción.
 Angereist sind wir als Gruppe über Frankfurt und Sao Paulo, hatten dann ein eintägiges Ankunftscamp, in dem wir schonmal unser Visum beantragen konnten und ein paar Informationen über paraguayische Gewohnheiten erhalten haben und wurden anschließend auf unsere Gastfamilien und Projekte losgelassen.


Zwischenstopp in Brasilien

Einreisestempel Brasilien und Paraguay
 Es ist erstaunlich, was man in so kurzer Zeit alles lernen, erleben und machen kann. Das fängt an bei Spanisch, wo ich mit "¿Hola, qué tal?", "Yo soy Nina" und den nötigsten Vokabeln ankam, aber kaum etwas verstanden hab, von selbst sprechen ganz zu schweigen.
 Meine Gastmutter kann zum Glück ein kleines bisschen Englisch, und so haben wir uns die ersten paar Wochen mit Bruchstückenglisch, ich mit Bruchstückspanisch, aber hauptsächlich mit Händen, Füssen und manchmal auch komischen Tierlauten durchgeschlagen. Das war gerade am Anfang auf der Arbeit sehr schwierig, gerade deshalb würde ich jedem empfehlen, vorher so viel Spanisch wie möglich zu lernen.
 Mittlerweile klappt die Verständigung aber ganz gut, tagesform- und themenabhängig verstehe ich mindestens die Hälfte und ab und zu sogar die gesamte Konversation und kann auf jeden Fall SmallTalk halten. Allerdings haben bei mir bis jetzt selbst Missverständnisse meistens mehr zu lustigen Situationen geführt, als dass es wirklich zu Problemen gekommen ist.

 Wenn ich mich mit Leuten unterhalte, dann allerdings meistens über das Wetter oder Essen. Essen, weil es unglaublich viele landestypische Gerichte gibt, die ich natürlich gern probieren möchte und die zudem bis jetzt alle sehr sehr gut geschmeckt haben. Das Wetter ist auch der Rede wert - bis zum 21.09. ist noch paraguayischer Winter, was allerdings übersetzt Temperaturen von bis zu 35°C bedeutet, die am nächsten Tag gerne auch mal auf 12°C abfallen können, um am darauffolgendend Tag wieder auf 25°C zu klettern. 

 Meine erste Woche war zwar sehr anstrengend, aber durch das viele Kennenlernen neuer Leute und der Arbeit sehr abwechslungsreich und schön. Nachdem es mir anschliessend eine Woche lang nicht so gut ging - so eine klima- und kulturtechnische Umstellung macht sich auch körperlich bemerkbar - habe ich mich inzwischen sehr gut eingelebt.

Jetzt fühle ich mich super wohl hier, was zum Grossteil an meiner unglaublich tollen (und unglaublich grossen) Gastfamilie liegt. Es kommen oft alle möglichen Familienmitglieder zu Besuch, oder wir besuchen sie. So waren wir schon an der Costanera, dem Ufer des Río Paraguay, der einmal durch das ganze Land fliesst und haben dort zusammen Tereré, das Nationalgetränk, ein kalter Kräutertee, getrunken. Vor drei Wochen waren wir auf einem cinceaños, dem 15. Geburtstag der Cousine der Schwägerin meiner Gastcousine, der wird in Lateinamerika sehr sehr groß gefeiert und erinnert mich ein bisschen an eine Hochzeit, mit weißem Kleid, sehr vielen Gästen und noch mehr Essen.

Costanera
 Auf der Arbeit arbeite ich im Büro der Nichtregierungsorganisation Paraguay Educa (genauere Infos unter "Mein Projekt"), wo ich momentan hauptsächlich die Administration unterstütze, im Laufe des Jahres aber noch die Möglichkeit bekommen werde, mit an Schulen zu gehen. 

Alles in allem geht´s mir also sehr gut und ich bin sehr froh, dass ich mein Jahr hier verbringen darf.

 Zum Schluss noch ein paar Eindrücke aus Asunción bzw. der Landschaft in der Nähe von Carapeguá, einer Stadt ca. zwei Stunden mit dem Auto entfernt, wo wir öfters das Wochenende bei Familienmitgliedern verbringen.

 Das war es erstmal - oder "así nomas", wie hier gern gesagt wird. 


Asunción aus dem Fenster des World Trade Centers
 (einem Gebäudekomplex aus drei Türmen, der diesen Namen wirklich trägt
 und in dem sich hauptsächlich Büro- und Konferenzräume befinden) 

Carapeguá

Street Art in Asunción